Frohgemut in die zweite Runde
Nachdem wir in der ersten Runde mit drei leeren Brettern antreten durften, gelang es, die diesmal nur zwei fehlenden Bretter aufzufüllen. Angetreten sind unser Stammersatzspieler Ingo und (leider Nur-)Ersatzspieler Jürgen Zeitler.
Es kamen auch alle Spieler rechtzeitig in Forchheim an. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als die Runde begann. Alle Bretter waren besetzt. Ich war so gerührt. Doch nun zum weiteren Verlauf des Mannschaftskampfes.
Meine Wenigkeit geriet durch schlechtes Eröffnungsspiel bald in eine passive Stellung, die sich auch durch ein positionelles Bauernopfer nicht verbesserte, aber zumindest hatte ich eine halboffene Linie zum gegnerischen König, auf der ich die Türme verdoppelte. Leider konnte mein Gegner diese Linie verschliessen und stand immer noch besser. Aber er überlegte lange und gelangte später in Zeitnot.
Zwischendurch gewannen erwartungsgemäß unsere Ersatzleute Ingo und Jürgen. Ich kann über diese Partien nicht viel erzählen, hatte aber den Eindruck, dass Ingo seinen Gegner auf die neunte Reihe drängte und dieser aufgab, als er feststellte, dass das Schachbrett nur acht Reihen hatte.
Danach gewannen Ronald und ich. Ronny hatte ein hübsches Endspiel, in dem er eine Figur gewann, wonach sein Gegner aufgab.
Auf meine Partie muss ich etwas näher eingehen, da es so schnell ging und manch einer verwundert war, dass ich gewonnen hatte, stand ich doch lange Zeit schlechter. Aber ich bot ein Bauernopfer an, um die oben erwähnte halboffene Linie zu öffnen. Mein Gegner dachte nichts schlimmes, nahm das Opfer an, und stellte verblüfft fest, dass nach weiterem Opfer eines Springers und einer Quali meine Dame ins Spiel kam und er das weitere Springeropfer von mir nicht annehmen konnte, da er sonst Matt geworden wäre. Stattdessen war er gezwungen, seine Dame zu opfern, um das Matt zu verhindern. Nach einigen Verwicklungen hatte ich eine sehr aktive Dame für zwei passive Türme und 2 Bauern. Beide hatten zusätzlich je einem Läufer und einige Bauern. Bald gewann ich den gegnerischen Läufer durch die ständigen Drohungen, kurz darauf gab mein Gegner auf, da ich immer noch mit Matt und weiterem Materialgewinn drohte. Wer diese Partie nachspielt, wird feststellen, dass in manch einer wichtigen Situation mein Gegner die zweitbeste Möglichkeit wählte. Aber er hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken, als ich das Opferfeuerwerk begann, war mein Gegner bereits in Zeitnot. Das witzige an dieser Partie war, dass ich auf der Fahrt vorher behauptet hatte, ich hätte meine Lust aufs Opfern überwunden. Ich werde bei der nächsten Sitzung der Anonymen Opferer meine 2-Jahres-Marke abgeben und mit meinen Leidensgenossen darüber reden müssen, damit das nicht wieder vorkommt.
Danach machte Thomas Herbst mit einem Remis den Deckel zu, und wir lagen mit 4,5 Punkten in Führung. Thomas hatte leider übersehen, dass er einige Züge vorher eine Mattkombination hätte entkorken können, aber das war der unfairen Mannschaftsaufstellung des Gegners geschuldet. Er hatte eine recht nett aussehende junge Frau als Gegnerin, und wer Thomas kennt, weiß, dass er dadurch erheblich gehandicapt war. Ich hatte schlimmeres erwartet und war deshalb froh über den halben Punkt.
Danach verkündete ich, dass der Mannschaftskampf für uns bereits gewonnen war. Eigentlich war damit beabsichtigt, dass die noch Spielenden entspannt weiterspielen konnten. Zu meiner Verblüffung gab Marc stattdessen sofort entspannt auf. Ich konnte mir die Stellung nicht so genau ansehen, da es so schnell ging, aber ich hoffe, er stand auch schlechter. Auf Nachfrage versicherte er mir jedenfalls, dass es so war.
Der nächste, der aufgab, war Frank. Er hatte eine schlechtere Stellung, das war niemand verborgen geblieben, da er doch ziemlich aufgeregt und für ihn nicht untypisch über diese Stellung schimpfte. Ich persönlich habe die Meinung, dass Pfarrer aufgrund ihres Standes und Gottvertrauens ruhiger, gelassener und ausgeglichener reagieren. Wenn diese meine Meinung stimmt, bin ich froh, dass Frank Pfarrer ist, denn wenn er es nicht wäre, würde wohl jedesmal mindestens das Brett und die Figuren durch den Spielsaal fliegen, wenn er verliert. Zum Glück ist er wütend auf sich und nicht auf den Gegner, sonst würde der wohl hinterherfliegen.
Dann richteten sich die Blicke auf die letzte Partie. Thomas Wißmeier hatte eine ausgeglichene Endspielstellung auf dem Brett, in der man den Gegner mit geringster Erfolgsaussicht vielleicht eventuell unter Umständen noch etwas kneten konnte, um Fehler zu provozieren, aber in Anbetracht des Spielstandes und der Tatsache, dass ein Taxi von Forchheim nach Nürnberg einiges kostet, gab er Remis und fuhr dann mit uns nach Hause.
So kamen wir zu unserem ersten Sieg in dieser Saison.