Gegen den SC Stein reicht es nur zu einem 4-4.
Weil uns die erste Mannschaft unerwartet niemanden abzog, auch sonst alle zur Verfügung standen, und ob der Bedeutung des Spiels vorsorglich zwei Ersatz-Cracks verhaftet wurden, standen wir
plötzlich vor dem Luxusproblem, 10 Spieler zur Verfügung zu haben. Um mich an derartige Glücksgefühle zu erinnern, muss ich schon sehr weit in meine Jugendtage zurückgehen.
So konnten wir zwei gesundheitlich etwas angeschlagene Stammspieler rausnehmen und sehr spielstark ersetzen. Wie bescheiden das aber immer noch ist: Mitabstiegskandidat SC Stein brachte im
Durchschnitt trotzdem 17 DWZ-Punkte mehr auf die Waage.
Die Vorgaben waren klar: nur durch einen Sieg konnten wir eine realistische Chance auf den sicher rettenden Platz 7 wahren. Zwar nehmen diesen Stein und wir zurzeit gemeinsam ein (punkt- und
brettpunktgleich), allerdings dürfen die Nürnberger Vorstädter noch gegen Rang 9 und 10 vorspielen. Der Sieg musste vor allen an den Brettern Mitte und Hinten eingefahren werden. Denn wie immer
hingen die Trauben an Brett 1 bis 3 sehr hoch. Die Rechnung wäre fast auch aufgegangen, wären da nicht die beiden Knackpunkte Brett 4 und Brett 2 gewesen.
Ingo erwischte auf Brett 4, das wir eigentlich fest eingeplant hatten, einen schwarzen Tag. Zwei Bauern waren weg, die Partie dann hinüber und es stand rasch 0-1. Auf Verlust stand da auch schon
Tom Wiseman ein Brett dahinter, der seine Schnellzugkünste wieder einmal stark überschätzte und mit ebenfalls 2 Minusbauern ins Endspiel irrlichterte. Quang beendete seine Eierzeit und steuerte
zumindest ein Remis bei. Weil das erfreulicherweise auch bei Tom Herbst an Brett 1 gelang, stand es 1-2. Die Bürde an Brett 5 konnte die guten Stellungen an 7 und 8 nicht wettmachen, da ja an 2
und 3 noch wilde Partien gespielt wurden. So lag die anfängliche Taktik (3 Remis an 1-3, und den Rest dann hinten einzusacken) auf sehr tönernen Füßen. Also blies Franky an Brett 2 zum Angriff.
Im Duell der Mannschaftsführer konnte er seinen Gegner nach der Eröffnung klar überspielen, doch verpasste er mehrfach den entscheidenden Hieb (z.B. Einschlag auf e6). In der Folge verteidigte
sich schwarz geschickt. Durch einen falschen Tausch war der Vorteil dann entschwunden. Dennoch stand das Schwerfigurenendpiel bei allen Engines auf remis. Da beide in höchster Zeitnot waren,
probierte ich noch einen Trick. Drang mit der Dame auf die 7. Reihe und drohte Matt auf der Grundreihe. Nach einem - wie mir schien - Abwartezug, kam mein großer Auftritt. Ein elegantes Opfer,
dessen Wirkung sich jedoch im Nebel meiner Halluzination als vollkommen toxisch herausstellte. Damit auf Risiko einen halben Punkt vergeben. Tragisch, denn bei Tom Wiseman, der die Kunst des
Hypnotisierens wie sonst nur Magic Huger beherrscht, tauchte plötzlich ein Mehrturm in seiner Stellung auf. Bis heute konnte mir noch keiner erklären, woher der denn kam. Gewonnen war die Partie
dadurch freilich nicht, denn die beiden Freibauern, vom König weit nach vorne flankiert, retten das Unentschieden. Nun hätte an 2 doch ein Remis gereicht.
Bernd und Nicolas wurden ihren Anforderungen voll gerecht und schoben an 7 und 8 beide Punkte ganz souverän in die Kriegskasse. Damit glichen wir von 1-3 auf 3-3 aus. Mit Toms Remis stand es dann
3,5-3,5. BaDuc an 3 hatte eine wilde Stellung mit wenig Zeit auf der Uhr und interessanter Materialverteilung: Das Läuferpaar und Turm gegen zwei Türme und einen Bauern mehr. Angesichts der
Risiken (Zeit!) stimmen wir einem 4-4 zu, Die anschließende Analyse ergab zwar klare Vorteile für BaDuc. Aber was an 2 schief gegangen ist, wollten wir nicht noch einmal vertiefen.
Fazit: im Kampf um Platz 7 werden wir von Stein vermutlich nur noch die Rücklichter sehen. Außer - und jetzt wird es vielleicht noch einmal spannend - außer wir gewinnen in der nächsten Runde bei
Uttenreuth. Wenn wir in stärkster Besetzung antreten, nicht völlig utopisch. Ansonsten bleibt nur, den 8. Platz zu halten, der (evtl.) zur Relegation führt.
Frank Zimmer